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29. April 2004 – Herrn Schmidts „Finale Feurioso“

 

Eigentlich war geplant gewesen, mit Herrn Schmidt, einem 1973er VW 1303, zusammen mit den Freunden des Kransberger Oldtimer Clubs zum Maikäfertreffen nach Hannover zu fahren. Da mein eigener Käfer zu diesem Zeitpunkt leider noch lange nicht verkehrstauglich im Sinne der Technischen Überwachung gewesen ist, bat ich den Besitzer des Herrn Schmidt, mir den Wagen für die Fahrt nach Hannover auszuleihen.

Herr Schmidt hatte erst im Winter ein neues Herz bekommen, immerhin 50 PS stark und 1600 cm³ groß, also dachte ich mir, daß die Fahrt problemlos über die Bühne gehen würde (mehr entnehme man dem Artikel in der Rubrik „Unsere Fahrzeuge“).

Am Abend des 29. April 2004, um ca. 21:30 Uhr, holte ich Herrn Schmidt also bei seinem Besitzer ab und machte mich auf den Heimweg, mir im Stillen vornehmend, am nächsten Tag mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, um mich ein wenig mit ihm vertraut zu machen.

Doch soweit sollte es gar nicht mehr kommen.

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Mit dem urtümlichen Bollern des Boxers im Genick fuhr ich Herrn Schmidt eine Hauptstraße hinunter und bemerkte im Rückspiegel das fortwährende Aufblinken einer Lichthupe. Ein Markenbruder blinkte mich von hinten an, ein Golf 3. Ich dachte mir zunächst nichts dabei und verwünschte den elenden Drängler hinter mir, dem die alte Rostlaube wohl nicht schnell genug fuhr, doch als plötzlich der Motor abstarb, hatte ich eine dumpfe Ahnung, dass irgendwas nicht stimmte.

In der Tat.

Als Herr Schmidt am Bordsteinrand zum Stehen gekommen war, bemerkte ich aus den Augenwinkeln, dass Flammen durch die Lüftungsschlitze an der Heckscheibe emporzüngelten. Die neue Maschine hatte Feuer gefangen und brannte lichterloh! Die Fahrerin des Golf 3 stoppte vor mir und sprang aus ihrem Wagen, mit einem Warndreieck in der Hand.

Aus dem Auto springen und die Feuerwehr anzurufen war eins.

Ein herzliches Dankeschön sei an die Fahrerin des Golf 3 gerichtet, die das Feuer bemerkt hatte. Beim Käfer liegt es nun mal in der Natur der Einbaulage des Motors, dass man einen Brand während der Fahrt nicht bemerkt. Mann kann durchaus sagen, dass die Geschichte auch einen gänzlich anderen Verlauf hätte nehmen können, wenn nicht ein rettender Engel an Ort und Stelle gewesen wäre.

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Um 22:15 Uhr war der Spuk vorbei. Der Brand war gelöscht, Herrn Schmidts Überreste von einem Abschleppwagen der Firma Draşko abgeholt und der Altautoverwertung zugeführt worden. 

Herr Schmidt fristete lange Zeit ein Dasein als wenig geliebtes Fahrzeug, und obwohl es blanker Unsinn ist, anzunehmen, dass unbelebte Gegenstände eine Seele haben, bin ich heute der Überzeugung, dass Herr Schmidt schlichtweg nicht mehr „leben“ wollte. Zu viel war ihm in seinen einunddreißig Jahren widerfahren, und selbst das Engagement einiger weniger Leute vermochte nicht wett zu machen, was in früheren Jahren versäumt wurde.

Herr Schmidt sah seine Zeit gekommen.

Und wählte einen spektakulären Tod.

Sein „Finale Feurioso“.

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